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Emotionen steuern
Plötzlich hatte ich einen Blackout. Mir fehlten die Worte.

Wie Sie Sprachlosigkeit überwinden.

Die Kamera ist auf Sie gerichtet, die Moderatorin stellt eine Frage und… Ihnen fällt nichts ein! Ihr Kopf ist leer. Sie haben einen Blackout.
Sie stehen vor dem Vorstand und präsentieren das neue Marketing-Konzept. Da sagt der Finanzvorstand: „Das passt doch gar nicht zu uns!“. Sie merken, wie ihnen heiß wird und sich die Kehle zuschnürt. Was antworten? Ihnen fehlen die Worte.

Gründe für einen Blackout oder Sprachlosigkeit

Blackouts und Sprachlosigkeit können verschiedene Gründe haben. Vielleicht sind Sie eingeschüchtert durch das Auftreten der anderen Person(en). Das kann an deren Lautstärke, Körpergröße oder schroffes Auftreten liegt. Ein anderer Grund kann sein, dass Sie ehrfürchtig vor der hierarchischen Position der Person im Unternehmen sind, z.B. wenn Sie als Sachbearbeiterin mit jemandem aus dem Vorstand sprechen. Vielleicht sind Sie sprachlos, weil Sie sich durch die Worte oder das Verhalten eines anderen angegriffen und verletzt fühle. Ein anderer Grund für einen Blackout kann sein, dass Sie ein Verhalten aus dem Konzept bringt oder Sie ablenkt, beispielsweise ein Flüstern zwischen zwei Personen im Auditorium oder die Nähe einer Kamera.

Das historische Gedächtnis

Ein Blackout fühlt sich nicht gut an. Keine Worte zu finden auch nicht. Sprachlosigkeit erzeugt Gefühle der Hilflosigkeit und Passivität, oft auch der Scham – wie peinlich! Irgendwann kommt vielleicht noch Wut gegenüber den anderen aber vor allem Wut gegenüber sich selbst hinzu. Dumm ist, dass sich dieses Gefühl in uns festsetzt! Wir erinnern uns beim nächsten Mal an das Gefühl damals, was auch “historisches Gedächtnis” heißt. Und diese Erinnerung wiederum befördert die Blockade und Sprachlosigkeit beim nächsten Mal! Ein Kreislauf beginnt.

Vielleicht bewundern Sie Menschen, die „immer“ schlagfertig sind, sich nicht einschüchtern lassen und immer die richtigen Worte finden? Deren Persönlichkeit und Talent mögen das unterstützen, dennoch kann jede und jeder lernen, Antworten auf Kommentare und Fragen parat zu haben sowie Blackouts durch Irritationen zu verhindern. Es ist nur eine Frage der Vorbereitung – und der Übung!

Sprachlosigkeit und Blackouts überwinden

Indem Sie sich gut vorbereiten, können Sie Sprachlosigkeit und Blackouts überwinden. Diese Vorbereitung bezieht sich nicht nur auf Ihr Verhalten (und das des Gegenübers). Es bezieht sich auch auf Ihr persönliches Denken und Fühlen.

Überlegen Sie dazu zunächst, wann Sie in der Vergangenheit einen Blackout hatten.

Wann waren Sie mal sprachlos? Vielleicht bei Hierarchien? Oder bei spontanen Begegnungen? Bei Präsentationen? Bei Publikumsfragen? Bei Beleidigungen oder bei Verwirrungen?

Gehen Sie hier weiter ins Detail: Was war Ihre Absicht in der Situation, Ihr Interesse oder Ihr Bedürfnis? Wollten Sie beispielsweise kompetent oder humorvoll wirken? Was könnten die Interessen und Bedürfnisse des Gegenübers gewesen sein? Mit welchen Menschen hatten Sie es zu tun? Was für Anmerkungen oder Fragen kamen?

Und was dachten Sie in Situationen mit Blackout-Gefahr oder Sprachlosigkeit? Seien Sie Ehrlich zu sich: Was waren wirklich Ihre Gedanken? Machten Sie sich klein mit z.B. „ich bin ja nur der Sachbearbeiter“ oder „meine Meinung ist ja nicht so wichtig“?

Reflektieren Sie, welche körperlichen Reaktionen (somatische Maker) in diesen Situation bei Ihnen auftreten. Schnürt sich Ihnen die Kehle zu? Wird Ihr Kopf rot? Schwitzen Ihre Hände? Diese somatischen Reaktionen klauen Ihre Aufmerksamkeit. Dem können Sie einerseits durch eine förderliche Grundannahme und Vorbereitung wie oben beschrieben entgegenwirken. Andererseits, indem Sie vor Ihrem Beitrag oder der Antwort ein- bis zweimal tief ein- und ausatmen. Kontrolliertes Atmen beruhigt Ihr vegetatives Nervensystem! Wirkt das Atmen auf Sie wie eine Ewigkeit? Ihre Zuhörerinnen und Zuhörer werden es kaum merken.

Wie ist Ihre Körperhaltung und Ihr Gesichtsausdruck im Blackout? Was könnten Sie ändern? Statt beispielsweise steif dazustehen, könnten sie Ihre Schultern abwechselnd leicht vor und zurück bewegen, den Körper hin und her wippen oder von einem Fuß auf den anderen wechseln. Statt mit krummem Oberkörper, gesenktem Kopf oder zerknautschtem Gesicht darauf zu warten, dass Ihnen etwas einfällt, könnten Sie lächeln, tief ein- und ausatmen und sich aufrichten. Sei können auch Lachen und Ihre Blockade ansprechen! Das alles befreit, bringt Blut ins Gehirn und plötzlich fließen wieder die Gedanken!

Bereiten Sie sich vor – für die Situation, in der Sprachlosigkeit droht oder ein Blackout passieren könnte

Überlegen Sie nun, welche “gefährliche” Situation bevorsteht. Was ist Ihre Absicht in der Situation und was Ihr Bedürfnis? Überlegen Sie dann, was das Gegenüber für Interessen und Bedürfnisse haben könnte? Mit welchem Mensch/welchen Menschen haben Sie es zu tun? Was für Anmerkungen oder Fragen könnten kommen? Bereiten Sie diese vor.

Könnte ein Einwand kommen, überlegen Sie, welcher? Und überlegen Sie, welche Fragen Sie stellen könnten und welche Argumente sie entgegnen können. Überlegen Sie sich zudem, mit welcher Haltung Sie darauf eingehen. Wollen Sie defensiv, schüchtern oder verärgert sein oder wollen Sie lieber aus einer den Einwand wertschätzenden, neugierig fragenden und zugleich Ihren Standpunkt hartnäckig vertretenden Haltung reagieren?

Wenn Sie wissen, welche Gedanken Ihnen oft in solchen Situationen durch den Kopf schießen, üben Sie, diese in förderliche Gedanken umzuwandeln. Denken Sie beispielsweise: „Auch als Sachbearbeiter mache ich wichtige Arbeit“ oder „Auch meine Meinung gehört zum Team/ist Wichtig“.

Überlegen Sie, was das Schlimmste wäre, was passieren könnte? Wie wahrscheinlich ist das? Was wäre dann?

Und was wäre das Beste?
Welche ihrer Ressourcen machen es wahrscheinlich, dass “das Beste” passieren kann. Sind Sie gut vorbereitet – sachlich/argumentativ und zudem emotional? Haben Sie eine förderliche Haltung eingenommen? Haben Sie für ungünstige Gedanken günstige Alternativen parat? Wie können Sie sich in Black-out Situationen daran erinnern? Vielleicht mit einem kleinen Gegenstand in der Tasche, den Sie umfassen können? Oder einem Bild, was vor ihre inneren Auge abläuft? Welche Körperhaltung hilft ihnen, in Ihre Ressourcen zu kommen?

Chat GPT 3.5 gibt mir auf die Frage:
“Was kann ich bei einem Blackout und fehlenden Worten tun?” folgende Antworten:

  1. Atme tief durch: Eine tiefe Bauchatmung kann dazu beitragen, Stress abzubauen und deinen Geist zu beruhigen. Nimm dir einen Moment, um tief ein- und auszuatmen, um deine Nerven zu beruhigen.
  2. Nimm dir Zeit: Du musst nicht sofort antworten. Nimm dir einen kurzen Moment, um über die Frage oder die Situation nachzudenken, bevor du reagierst.
  3. Wiederhole die Frage: Indem du die Frage wiederholst, verschaffst du dir mehr Zeit, um darüber nachzudenken und die Worte zu finden, die du brauchst.
  4. Visualisiere: Versuche, dir das Gesagte vorzustellen oder ein Bild davon in deinem Kopf zu erschaffen. Manchmal können visuelle Hinweise dabei helfen, die richtigen Worte zu finden.
  5. Lenke ab und kehre zurück: Wenn möglich, lenke deine Aufmerksamkeit für einen kurzen Moment auf etwas anderes und kehre dann zur Frage oder zur Konversation zurück. Dies kann helfen, den Druck zu mindern.
  6. Setze Prioritäten: Überlege, welche Kernpunkte du teilen möchtest, und konzentriere dich darauf. Du musst nicht alles sagen, sondern kannst dich auf das Wesentliche konzentrieren.
  7. Selbstironie nutzen: Ein kleiner humorvoller Kommentar über dein “Gedächtnis” oder das Vergessen von Worten kann die Stimmung auflockern und dir selbst den Druck nehmen.
  8. Akzeptiere es: Es ist völlig normal, ab und zu Worte zu vergessen oder sich in einem Blackout zu befinden. Akzeptiere die Situation und sei nachsichtig mit dir selbst.
  9. Frage nach Hilfe: Wenn du wirklich nicht weiterkommst, zögere nicht, um Hilfe zu bitten.

Sicherheit gewinnen

Blackout und fehlende Worte können jedem passieren. Um diese Situationen zu vermeiden ist es hilfreich, sich darauf vorzubereiten. Überlegen Sie, wann Ihnen das in der Vergangenheit passiert ist oder in Zukunft passieren könnte. Nehmen Sie sich Zeit, um sich fachlich, technisch, körperlich und vor allem mental darauf vorzubereiten. Denn wie sagte Epictet* so treffend: Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern die Vorstellungen und Meinungen, die wir über diese Dinge haben. Mit neuen Erfahrungen kommen dann auch neue Gefühle – und eine neue Sicherheit!

Ich wünsche Ihnen in Zukunft sprudelnde Gedanken und Lockerheit im Körper.

Claudia Seidel

* Epiktet war ein antiker Philosoph während der römischen Kaiserzeit. Auch wenn das schon lange her ist und eine andere Zeit war, mag ich den Spruch sehr (-:

Coaching Methoden

Atemübungen kenne ich aus dem Autogenen Training. Situationen Anerkennen, sie gedanklich Durchgehen und sich förderliche Gedanken machen sind grundlegende Coaching-Skills. Ebenso das Antizipieren von Abläufen.
Den Begriff “Historisches Gedächtnis” habe ich durch die Handbücher “Systematische Organisationsberatung” und “Systematisches Coaching” von Eckard König und Gerda Volmer kennengelernt.

 

 

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